Rückblick auf das erste Forum Informationskompetenz mit dem Themenschwerpunkt Herausforderung Vorwissenschaftliche Arbeit (Universitätsbibliothek Salzburg, 1.12.2014)
Karin Lach mit einem Beitrag von Patrick Karbon
Am 1. Dezember fand mit der Veranstaltung zum Thema Herausforderung Vorwissenschaftliche Arbeit das erste Forum Informationskompetenz, einer Veranstaltungsreihe der Kommission Informationskompetenz, statt. Roland Robwein von der UB Salzburg moderierte.
Wie zentral das Thema VWA ist, zeigte sich in den Vorträgen –– von Ute Bergner von der UB Graz zum Round Table VWA in Graz, Judith Dannbauer und Karin Ruhmannseder zum Workshopangebot der UB Salzburg für LehrerInnen als MultiplikatorInnen, Michaela Zemanek von der Universitätsbibliothek Wien zu Lernzielen für die Vermittlung von relevanten Kompetenzen für SchülerInnen, von Irene Schachl, ebenfalls von der Universitätsbibliothek Wien, zu einem Anmeldesystems für Schulungen und Führungen für Schulklassen, Victoria Ledolter von der Bibliothek der Arbeiterkammer Wien zu deren digitalem Literaturangebot für SchülerInnen und Christoph Schäffler (inzwischen von der Bibliothek der Wiener Neustadt) zum Informationskompetenzangebot der Fachhochschule für SchülerInnen.
Vortrag Judith Dannbauer und Karin Ruhmannseder (Foto: Wimmer)
Patrick Karbon von der Universitätsbibliothek Wien, der dort selbst Schulungen für SchülerInnen abhält und am Forum Informationskomptenz teilgenommen hat, berichtet:
Das am 1. Dezember 2014 stattgefundene Forum Informationskompetenz zum Thema Vorwissenschaftliche Arbeit (VWA) und Rechercheschulungen für SchülerInnen hat besonders für Bibliothekare, die im Bereich der Vermittlung von Informationskompetenz (IK) arbeiten, einen großen Mehrwert. Aus verschiedensten Bereichen der Rechercheschulungen für SchülerInnen, die vor oder inmitten ihrer VWA stehen, wird berichtet.
Interessant und nennenswert ist die Arbeit der Grazer Universität hin zu einem Netzwerk bibliothekarischer und bibliotheksaffiner Institutionen, um die hohe Anfrage von Seiten der Schulen gezielt zu decken. Die hierfür entwickelte Pyramide in der Vermittlung von IK an SchülerInnen verdeutlicht, dass die Rolle der Hochschulbibliotheken im Bereich der Schulungen für MultiplikatorInnen gesehen wird. Dies wird auch durch den Vortrag der Salzburger Universität deutlich, die Rechercheschulungen im Bereich der VWA nur an Lehrende und Schulbibliothekare anbietet, um diesen die Mittel für die Vermittlung von IK an SchülerInnen weiterzureichen. Dafür sollten in den Schulungen für MultiplikatorInnen die in der Tagung klar erläuterten Lernziele zur Vermittlung von IK anvisiert werden, die internationalen Standards entsprechen.
Die Praxis an Hochschulbibliotheken sieht meist anders aus. Tatsächlich wird von einem SchülerInnen-Tsunami gesprochen, die verschiedenste Institutionen im Namen der VWA überschwemmen. Hierin sollte zwischen Bibliotheksbesichtigungen im Rahmen einer Führung und einer gezielten Rechercheschulung unterschieden werden. Dafür wurden eigene Anmeldetools entwickelt, wie von der UB Wien vorgestellt wurde, aber auch spezifische Literaturangebote entwickelt, wie an der Arbeiterkammer. Ein interessanter Beitrag kam von der FH Wiener Neustadt, woraus ersichtlich war, dass ein gut erstelltes und gezielt geführtes Projekt sehr zeit- und ressourcenintensiv sein kann.
In diesem Sinne schließt sich der Kreis, wenn angedacht wird, dass Rechercheschulungen für SchülerInnen in Rahmen der VWA innerhalb eines durchdachten Netzwerkes verschiedenster Bibliotheken, von den Schulbibliotheken über die öffentlichen Büchereien bis hin zu FHs und Hochschulbibliotheken, je nach Kompetenzgrad und Lernziel verteilt werden sollten, um den Sprung von einem Nice-to-have zu einem Must-have zu schaffen.
Die einzelnen Vorträge sind in der Materialsammlung des Portals Informationskompetenz zu finden.
Die zahlreiche TeilnehmerInnen aus dem Bibibliotheks- und Bildungswesen Österreichs nützten auch die Möglichkeiten zum Fragenstellen, Netzwerken und Austausch sowohl im Anschluss an die Vorträge, in der Pause und in einem zweiten Teil der Veranstaltung, der die Kommunikation mit Vortragenden und anderen TeilnehmerInnen in den Mittelpunkt stellte. Zum Thema Herausforderung Vorwissenschaftliche Arbeit gab es viel zu fragen und zu besprechen.
Themenstand Irene Schachl (Foto: Robwein, UB Salzburg)
Der Erfolg der ersten Veranstaltung macht deutlich, wie wichtig eine solche Veranstaltungsreihe für die österreichische Informationskompetenzlandschaft ist. Auch zeigte sich ganz klar, dass Themenbereiche der Informationskompetenz nicht allein im Bibliothekswesen anzusiedeln sind; die Bibliothekslandschaft hat also die Verantwortung, über den eigenen Tellerrand hinauszusehen und sich mit anderen Bereichen der Gesellschaft insbesondere in der Bildungslandschaft Österreichs zu vernetzen. Gleichzeitig ist es wesentlich, sich immer wieder bewusst zu machen, dass die Förderung von Informationskompetenz in die Kernaufgaben von Bibliotheken und ganz besonders auch von wissenschaftlichen Bibliotheken fällt. Diese müssen sich der Verantwortung und der Herausforderung Informationskompetenz – und zwar nicht nur im Zusammenhang der VWA—stellen. Dabei gilt es, Kooperationen mit anderen Einrichtungen einzugehen und strategische Überlegungen anzustellen, welche Institution welche Aufgaben übernehmen kann, und die eigene Institution mit ihren spezifischen Angeboten zu positionieren. BibliothekarInnen, die Informationskompetenz bei SchülerInnen, Studierenden oder anderen Personen in diesen Angeboten der Bibliotheken fördern, haben die Verantwortung, dies durch eine bestmögliche didaktische Praxis im Rahmen der institutionellen Möglichkeiten zu tun. Hier ist sowohl der oder die Einzelne als auch die Institutionen der Aus-, Fort- und Weiterbildung gefordert.
Was die Kommission der VOEB als Beitrag leisten kann, ist, mit dem Portal Informationskompetenz, mit Veranstaltungen wie dem Forum Informationskompetenz und mit der Arbeit ihrer Mitglieder dafür zu sorgen, dass das Thema Informationskompetenz in Österreich sichtbarer wird und dass österreichischen BibliothekarInnen eine Möglichkeit auf nationaler Ebene haben, sich zu informieren und sich auszutauschen. Dass so viele das am 1. Dezember beim ersten Forum Informationskompetenz dabei waren, ist sehr erfreulich und lässt auf eine weitere positive Entwicklung hoffen.